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Autorenbildjuergsiegrist

Verdi Requiem mit dem Sinfonieorchester Basel



Während die öffentliche Aufmerksamkeit vor allem auf Schwingfest und Zionistenkongress gerichtet ist, findet zur Zeit ein weiteres Grossprojekt statt, das auf Grund der Coronakrise mehrfach verschoben werden musste. Die beiden Gymnasialchöre aus Liestal und Muttenz haben seit Monaten oder wenn man so will auf Grund von Corona seit Jahren das Requiem von Guiseppe Verdi einstudiert und nun die grossartige Möglichkeit, dieses schier legendäre Werk gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Basel auf die Bühne zu bringen.

Als ob es nicht schon genug Widrigkeiten gegeben hätte, musste der vorgesehene Dirigent Giampolo Bisanti krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Glücklicherweise konnte mit Leonardo Sini kurzfristig ein kompetenter Ersatz gefunden werden, der das Projekt heute sehr umsichtig und souverän angegangen ist. Somit konnten die Probenarbeit mit dem Orchester trotzdem wie geplant beginnen.

Als Musiklehrer kriege ich oft auch kritische Voten zu klassischer Musik zu hören. «Wissen Sie, klassische Musik ist nicht so mein Ding,» heisst es dann zum Beispiel. Im Lehrplan des Gymnasiums ist jedoch die Auseinandersetzung mit sogenannt «klassischer Musik» immer noch verankert, und somit auch fester, zwingender Bestandteil des Unterrichts.

Die besten Erfahrungen mit dieser Aufgabe habe ich gemacht, wenn sich die Möglichkeit bietet, sich konkret musizierend älterer Musik anzunähern. Erstaunlicherweise kann so auch in der Schule plötzlich ein gemeinsam gesungenes Schubertlied für alle zu einem persönlichen und klanglichen Erlebnis- und Erfahrungsgewinn werden.

Im Zusammenhang mit sogenannten «Educationprojekten» ist man jedoch schnell versucht, abzuurteilen, dass der Klassiksektor eh nur versucht, mit solchen Aktionen seine privilegierte Stellung aufrecht zu erhalten. Wenn ich jedoch daran denke, wie die erste Probe heute verlaufen ist, geht es doch schnell weit mehr als nur um Profilerungsfragen.

Ein Projekt wie das «Verdirequiem» mit dem Sinfonieorchester Basel ermöglicht es uns, unseren gymnasialen Bildungsauftrag sehr praxisnah anzuwenden. Wenn ich heute so in in die Reihe der jungen Sängerinnen und Sänger geschaut habe, war oft eine grosse Faszination spürbar, in eine derart gross angelegte Kunstform eingebunden zu sein, die im Unterricht in dieser Dimension nicht erreicht werden kann. Genau diese Erfahrung durfte ich selber schon als Junge machen, und es ist schlicht grossartig, dass wir mit dem Verdiprojekt nun auch unseren Schülerinnen und Schülern ein derart grossartiges Erlebnis ermöglichen können.

Aktiv in Kunst eingebunden zu sein, sollte meiner Ansicht nach vielen jungen Menschen ermöglicht werden und nicht nur Gymnasiastinnen und Gymnasiasten vorbehalten sein. Erst auf diese Weise wird die Dimension eines Verdirequiems wirklich fassbar. Wenn ich als Kind die Matthäuspassion nur gehört hätte, hätte sie vermutlich nie diesen starken, bleibenden Eindruck hinterlassen, wie ich es als Kind singend erlebt habe. Vielen unserer Schülerinnnen und Schüler wird es mit der Aufführung des Verdirequiems ähnlich ergehen.

Noch sind ungefähr 50 Tickets für Freitag zu haben. Konzerte mit jungen Menschen, die oft zum ersten Mal tief in ein Werk wie das Verdirequiem eintauchen, haben häufig eine sehr spezielle, intensive Ausdruckskraft und sind von einer ganz eigenen Hingabe und Auseinandersetzung geprägt.

Nein, es geht hier nicht darum, klassische Musik Jugendlichen zu verklickern sondern ein derartiges Projekt ermöglicht es jungen Menschen, unmittelbar und direkt in die faszinierenden Klang und Ausdruckswelten eines Guiseppe Verdi einzutauchen, denn schliesslich ist diese Musik, wie kürzlich einer meiner Schüler (E-Gitarrist) sagte, «schlicht genial».


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