top of page
Autorenbildjuergsiegrist

Singen in der Primarschule

Aktualisiert: 22. Juni 2020



Heute waren wir als ganze Familie zu einem Abschlussfest der Primarschule eingeladen. Unser ältester Sohn kommt in die fünfte Klasse und erhält für die letzten zwei Jahre der Primarschule nochmals eine neue Lehrperson. Die Schulklasse und ihre Lehrerinnen luden alle Eltern mit Familie zu einem Brunch unter freiem Himmel ein. Das Wetter spielte gut mit und alle sassen gemütlich auf dem Pausenhof an liebevoll und schön eingerichteten Tischsets. Jedes Kind durfte nur seine eigene Familie bedienen. An der frischen Luft waren ansonsten zum Glück nicht zwingend weitere Schutzmassnahmen nötig.

Zum Abschluss hatte die Klasse einen eigenen Film mit Interviews, selber gesungenen Liedern und Theaterszenen erstellt. Eine schöne Erinnerung an zwei Schuljahre mit einer auf Grund der Coronakrise recht speziellen Schlussphase. Alle aufgenommenen Lieder stammten aus dem Bereich "Pop-Rock". "Hit the Road Jack" wie auch neuere deutsche Hits wie "Je ne parle pas français" waren mit dabei. Mir fiel einmal mehr auf, wie enorm sich die musikalischen Gepflogenheiten in den letzten 30 Jahren geändert haben. Wir schreiben das Jahr 1985. Ich bin gerade 11 Jahre alt und besuche die Primarschule in Muttenz. Unser Lehrer ist ein guter Klavierspieler, überzeugter Christ, und leidenschaftlicher Musiker. Er singt mit uns jeden Tag Lieder, häufig mit christlichem oder volksliedhaftem Hintergrund. Wir singen alle inbrünstig mit. Als begeisterter Musikpädagoge beginnt unser Lehrer, uns mit einem Kassettengerät aufzunehmen. Er nimmt alle auf, die ein Instrument spielen, wie wir lesen oder als ganze Klasse singen. Der Zufall wollte es, dass mit mir und einem weiteren Kollegen zwei Schüler in der Klasse waren, die in der Knabenkantorei Basel besonders gefördert wurden und ihre sängerischen Fähigkeiten gerne auch im Klassenverband unter Beweis stellten.

Diese Geschichte ist speziell und stellt aus heutiger Sicht in gewissem Sinne eine Ausnahmesituation dar. Meine musikalischen Fähigkeiten oder besser mein "Feuer für die Musik" wurden auch von meinem damaligen Primarlehrer registriert, im Unterricht eingesetzt und somit auch explizit gefördert. Ein Umstand, den ich so lange nicht realisiert hatte.

Mehr als dreissig Jahre später ergibt es sich durch Zufall, dass ich das Grosskind meines ehemaligen Primarlehrers im Schwerpunktfach Musik unterrichte. Mittlerweile studiert sie sogar auch Musik. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich wenig Kontakt zu meinem ehemaligen Primarlehrer. Das letzte Mal habe ich ihn wahrscheinlich an meinem Lehrdiplomkonzert, das ich 1998 in Muttenz gegeben habe, persönlich gesehen. Ich kann mich noch gut erinnern, was er nach dem Konzert zu mir gesagt hat: "Am beschte het mer dr Bach gfalle" (wie notiert man das im Glarnerdialekt?). Die Kassetten mit dem Schulaufnahmen, die unser Lehrer damals für alle kopiert hatte, wurden über Jahre hinweg ungehört in einer Schachtel von Wohnort zu Wohnort gezügelt. Eines Tages fragte mich die besagte Schülerin: "Wir haben zuhause die alten Aufnahmen aus Ihrer Primarschulzeit digitalisiert. Möchten Sie sie haben?"

Ja klar wollte ich sie...Wir müssen unbedingt auch den Klassenfilm unseres Sohnes von heute sorgfältig aufbewahren!


Beispiele von 1985 unter:
















90 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page