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Autorenbildjuergsiegrist

Schluss mit dem Fernunterricht...?

Aktualisiert: 3. Aug. 2020


Morgen geht also die Schule für unsere Kinder wieder los. Seit rund zwei Monaten befinden wir uns im Sondermodus des "lockdown". Er ist sehr unverhofft eingetreten und wir mussten praktisch von einem Tag auf den anderen unseren Alltag völlig umkrempeln. Kein Unihockey mehr, keine Arbeitswege, kein Turnverein, keine Chorproben, keine Musikschulen, keine Sitzungen und vollen Terminpläne, oder wenn dann nur noch virtuell, keine Spielgruppen und Vorschulkindergärten, ja sogar das "Tagi" haben wir in dieser Zeit vollständig ausgelassen. Am Anfang kam mir das Ganze wie ein riesiges Experiment vor. Plötzlich wurde unser Familienalltag zum Zentrum unseres Lebens und die Arbeit oder die Schule rückten zumindest räumlich gesehen von uns weg. Auch wenn es teilweise sehr schwierig war, alle unsere Verpflichtungen vom Einkaufen über Onlineunterricht, Betreuung des Fernunterrichts der Kinder, Kochen, Putzen und sonstigem Haushalten unter einen Hut zu bringen, hat die neue Situation doch eine gewisse Klarheit und teilweise auch eine Beruhigung in unser Leben gebracht. Die vielen Transfers zwischen den unzähligen Orten, wo unsere Familienmitglieder engagiert sind, vielen plötzlich weg, was uns sicher auch viele hektische Momente erspart hat. Das Auto stand selten so viel in der Garage wie in den letzten paar Wochen. Am Anfang ist deswegen sogar unsere Autobatterie ausgestiegen, die wir dann bald ersetzen mussten.

Schwieriger war es jedoch, den gemeinsamen Alltag zu gestalten. Wann beginnt der Unterricht der Kinder? Wer muss wann vorbereiten? Wie gestalten wir das Homeoffice? Und vor allem; wie regeln wir Konflikte, die jederzeit auftreten können? Vor allem der letzte Punkt war eine echte Herausforderung; begonnen beim täglich neuen Chaos in den Kinderzimmern über Interessenskonflikte der Kinder (du Papi, warum darf xy, und ich nicht?) über Berge von schmutziger Wäsche bis zur passiven Verweigerung , die immer wieder eine willkommene Vermeidungsstrategie war.

Den Satz "ich kann nicht einschlafen" konnten wir nach zwei Wochen fast nicht mehr hören, andererseits war es auch sehr angenehm, den Arbeitsalltag am früheren Morgen ohne die Kinder, die oft erst nach acht aufgestanden sind, in Angriff zu nehmen. Auch "Darf ich Computer spielen?" kam natürlich viel vor. Diese Betätigung konnten wir jedoch dank eigenen Stoppuhren, die die Kinder von meiner Mutter zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten, recht gut limitieren.

Besonders schwierig fand ich, auch weniger lustvolle Aufgaben der Kinder konsequent einzufordern. So wurde im Fernunterricht oft das kreativere bevorzugt und andere Aufgaben (Schreiben, Mathematik) gern etwas zur Seite geschoben. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kinder ohne unsere Unterstützung genügend Selbstkompetenz gehabt hätten, auch aus ihrer Sicht unattraktivere Aufgaben wirklich anzugehen. Manchmal entsteht die Motivation erst mit der Tätigkeit selbst. Ein Umstand, den sicher jede und jeder von uns nur allzu gut kennt. Es ist gerade in diesen Zeiten immer wieder eine besondere Herausforderung. sich den altbekannten "Schupf" zu geben; dies gilt nicht zuletzt auch für unsere Kinder.

Auch wenn die letzten acht Wochen eine insgesamt spannende Zeit waren und in unserem Fall alles andere als langweilig, bin ich froh, dass ich ab morgen meinen Hut als Hauslehrer wieder ablegen kann und die Verantwortung für den Lernfortschritt wieder mehr bei den regulären Lehrpersonen liegt. Auf jeden Fall werden wir diese spezielle Zeit nicht so schnell wieder vergessen. Ab morgen heisst es also "Schluss mit dem Fernunterricht" für unsere Kinder; unser Homeoffice als Mittelschullehrpersonen geht jedoch noch bis im Juni wie gehabt weiter.


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