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Autorenbildjuergsiegrist

Projekt "CH-Moll": Ein unsteter Wellenritt



Vor bald zwei Jahren sind wir mit dem Schulchor des Gymnasiums Muttenz zum letzten Mal in unserem beliebten Chorlager in Obergesteln gewesen. Gemeinsam mit einem jungen Praktikanten haben wir damals schon intensiv an anspruchsvollen Chören aus der legendären grossen "Missa in c" von W.A. Mozart und der nicht weniger bekannten "h-Moll-Messe" von J.S. Bach geprobt. Mozart soll das Werk kurz nach seiner Hochzeit komponiert haben. Constanze Mozart hat später bei einer Teilaufführung in Salzburg die Soli persönlich gesungen und sich so als Schwiegertochter beim in Salzburg sehr bekannten Vater, Leopold Mozart, musikalisch vorgestellt. Mozart hat die Messe aus unbekannten Gründen nie vollendet. Es wird vermutet, dass er gleichzeitig im Handschriftenarchiv seines Förderers Baron van Swieten mit einer Abschrift von Bachs h-Moll-Messe in Berührung gekommen sein könnte. Die stilistischen Bezüge der beiden Werke sind bei genauerer Betrachtung tatsächlich sehr auffällig.

Nachdem ich vor rund zwei Jahren schon einen ähnlichen Text verfasst habe (siehe), stehen wir jetzt also wieder am fast gleichen Punkt. Vor zwei Jahren sind wir davon ausgegangen, dass die Pandemie bis im Jahr 2022 beendet sein könnte. Bei rekordhohen Fallzahlen sind wir zur Zeit leider weit davon entfernt, und es stellt sich erneut die Frage, ob die Konzerte überhaupt durchgeführt werden können.

Das Virus geht wie schon von Anfang an seinen eigenen Weg (siehe) und wir können nur bedingt darauf Einfluss nehmen. Anders gesagt, bleibt uns längerfristig wahrscheinlich nichts anderes übrig, als unseren Weg gemeinsam mit dem Virus weiterzugehen. Die Impfung kann unter Umständen helfen, diesen etwas erträglicher zu machen.

Es gibt schon erste Stimmen, die vom Abbau gewisser Schutzmassnahmen sprechen, weil die aktuellste Form des Virus` mit hohen Fallzahlen zu stark in unseren Alltag eingreifen könnte. Dann kommen wir mit Schutzmassnahmen eventuell gar nicht mehr nach und ein geregelter Alltag kann mit astronomischen Fallzahlen so oder so nur schwierig aufrecht erhalten werden. Leider sind zusätzlich auch die Intensivstationen immer noch stark gefüllt und die Lage "äusserst angespannt", wie es immer so schön heisst.

Nein, die Ausgangslage für das Projekt "Ch-Moll" ist nicht besser als vor zwei Jahren und die Situation ist knifflig. Die professionellen Musikerinnen und Musiker haben Anrecht auf die vereinbarten Gagen; schliesslich leben sie davon. Die Schutzkonzepte an den Schulen verbieten zur Zeit jedoch öffentliche Anlässe und raten davon ab, zu viele Gruppierungen an einer Schule zu durchmischen. Ob das Konzert bei derart hohen Fallzahlen zusätzlich auf eine hohe Resonanz stossen wird, ist ungewiss. Wir stecken also in einer klassischen Zwickmühle.

Nun könnte man sagen: "Das hättet ihr doch wissen müssen; es war doch klar, dass das Virus im Winter nochmals grassieren wird." Dazu kann ich nur schreiben, dass wir genau das eben nicht gewusst haben. Genau so wenig, wie wir wissen, wie verheerend die Omikron Variante sein wird, haben wir vor einem Jahr wissen können, dass sich die Lage Anfangs 2022 noch einmal derart stark zuspitzen könnte. Zusätzlich sollte ein Konzertbetrieb und sei es "nur" im schulischen Ausbildungsbereich nicht auf Jahre hin völlig auf Eis gelegt werden. Die Einschränkungen sind für alle Ausführenden über eine derart lange Zeitspanne schädlich.

Nun stehen wir also da, und wissen einmal mehr nicht, was kommt. Derweil probe ich mit den jungen Sängerinnen und Sänger die Werke von Bach und Mozart. Sie sind derart faszinierend gesetzt, dass schon nur diese Proben es wert sind, das Projekt so lange als möglich aufrecht zu erhalten. Mozart hat die c-Moll-Messe schließlich auch nie vollendet sondern eine zeitlose, herausragende Kunst damit geschaffen, die heute noch in Bänden zu uns spricht. Vielleicht könnte man das wenigstens in Form eines Films dokumentieren? Mit etwas Glück und gutem Wellenverlauf können wir jedoch die Werke doch noch aufführen: Am 5. Februar um 19.30 in der Martinskirche in Basel, oder am 6. Februar um 17.00 in der Stadtkirche von Liestal. Drückt uns die Daumen!






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