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Autorenbildjuergsiegrist

Ostern 2020: Licht und Schatten

Aktualisiert: 18. Sept. 2020



Die Sonne scheint und wir geniessen bei über 20 Grad am Schatten sonnige, helle Ostertage. Selten lagen Leben und Tod offensichtlich so nahe beieinander wie in diesen Zeiten. Weit über 100´000 Menschen sind weltweit bereits am Coronavirus gestorben. Wir stehen an einem Punkt, an dem wir die Fallkurve mit viel persönlichen Einschränkungen und enormem Aufwand zwar bremsen aber das Virus nicht aus der Welt schaffen können. Niemand weiss, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln wird. Es ist nicht das erste Mal, dass die Welt von einer Pandemie heimgesucht wird, trotzdem lässt uns die Situation irgendwie ratlos zurück. Virale Ansteckungen kann man nur mit Limitierungen der sozialen Aktivitäten verhindern, gleichzeitig sind wir als soziale Wesen aber auch auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen. Ohne sie laufen wir Gefahr, emotional auszutrocknen. Viele Diskussionen drehen sich daher momentan darum, was nun wirklich schlimmer sei; das Virus selber oder seine direkten Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben.

Vielleicht wäre es an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen und ehrlich zuzugeben: Wir haben es nicht im Griff. Das Virus hat uns in Griff und innerhalb kurzer Zeit viele bewährte Gesetze unseres Zusammenlebens mir nichts dir nichts ausser Kraft gesetzt. Es wird viel über mögliche Folgen davon gesprochen, aber eigentlich kann zum heutigen Zeitpunkt niemand genau sagen, was das für die Zukunft heisst. Es steht aber offensichtlich viel auf dem Spiel.

Wo ist also nun das Licht in diesem Irrweg zu finden? Woran können wir uns orientieren? Wo ergeben sich neue Perspektiven?

Meiner Meinung nach lohnt es sich, nach dieser Frage auch in der Vergangenheit zu suchen. Wie sind unsere Vorfahren mit ähnlichen Situationen umgegangen? Ein eindrücklIchs Beispiel habe ich unlängst bei der Familie Bach gefunden. Johann Bach und seine Familie lebten während des traumatisierenden dreissigjährigen Krieges in Erfurt, waren dort auch mit einer Pestepidemie konfrontiert und viele Familienmitglieder, jung und alt, starben. Johann Bach war der Grossonkel von Johann Sebastian Bach, der selber mit 10 Jahren Vollwaise wurde und seine erste Frau nach der Rückreise von einer Konzertreise beerdigt vorfand. Die Haltung, die die Familie Bach über mehrere Jahrhunderte diesen schwierigen Umständen gegenüber zeigte, hat mich seit je her tief beeindruckt. Johann Sebastian Bach wurde in eine Familie hineingeboren, die schon über Generationen hinweg Musik trotz schwierigster Umstände mit innerer Haltung und Überzeugung ausgeübt und gelebt hat und dies in hohem spirituellen, religiösen und philosophischen Ausmass. Bach, am Höhepunkt seines Schaffens angekommen, hat die Werke seiner Vorfahren in einem eigenen Archiv sorgfältig gesammelt. Zu dieser Sammlung gehört auch das Stück "unser Leben ist ein Schatten" von Johann Bach. Dieses Stück verkörpert, wie die Bachs über viele Generationen hinweg mit ihren schwierigen Schicksalen umgegangen sind: Mit Demut, Gelassenheit, Vertrauen und Zuversicht. Davon können wir uns heute vielleicht ein Stück abschneiden. Das kann durchaus auch heilvoll sein; neben Hygienemasken, Händewaschen und "social distancing".





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