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Autorenbildjuergsiegrist

Lateralität der liegenden Acht im Gesangsunterricht

Aktualisiert: 5. März

Wie oft habe ich sie schon gezeichnet, die liegende Acht? Hundert- oder wenn nicht gar tausendmal? Es sei gut für Körper und Geist, und würde das Gehirn anregen, wurde mir oft gesagt. Einen wirklichen Effekt habe ich manchmal mehr, manchmal weniger gespürt und so habe ich die Anweisung der Leitenden jeweils in guter Absicht mitgemacht, manchmal mit viel, manchmal mit weniger Effekt.

Nun gab es vor längerer Zeit einen renommierten Gesangslehrer in Basel, der fast ausschliesslich mit der Bewegung der liegenden Acht gearbeitet hat. Sängerinnen und Sänger aus ganz Europa wollten bei ihm studieren, weil viele Studierende dieses Lehrers einen beachtlich, ausgewogegenen Stimmklang zu entwickeln vermochten. Manchmal mehr, manchmal weniger. Die Bedeutung der liegenden Acht ging so weit, dass es im ganzen Institut, wo der Lehrer unterrichtete, praktisch keinen Notenständer gab, auf dem nicht die Zahl «Acht» der Breite nach mit Bleistift mehrfach gezeichnet und nachgezeichnet worden war. Die liegende Acht erreichte damit an dieser Schule eine fast mythische, wenn nicht gar religiöse Dimension.

Nun gönne ich mir seit ein paar Monaten wieder einmal den Luxus, selber Gesangsunterricht zu nehmen und besuche, falls es mein Stundenplan zulässt, rund alle zwei Wochen eine Gesangsstunde. Mein neuer Lehrer hat erstaunlich viel Erfahrung im Umgang mit Stimmbildung und hat es bisher in jeder Stunde geschafft, mit einem entscheidenden Input, an dem wir jeweils gearbeitet haben, meine sängerische Dispisition auf teilweise erstaunliche Weise zu beeinflussen.

In der letzten Stunde haben wir von Lateralität gesprochen und einige Übungen damit gemacht. Nein, es war nicht die liegende Acht, sondern wir haben versucht, das Zwerchfell beim Singen jeweils auf einer Körperseite im steten Wechsel stärker zu nutzen. Durch diese Bewegung entsteht automatisch die Dynamik der liegenden Acht. Der Einfluss auf meine Simmgebung war sofort spür- und hörbar.

Somit spielt bei meinem Typ die Bewegungsqualität der liegenden Acht für den Übungseffekt eine grosse Rolle. Wenn der ganze Körper inklusive Zwerchfell in der Bewegung mitbeteiligt ist, stellt sich ein grösserer Effekt ein, als wenn ich einfach nur irgendwie «eine Acht» in die Luft zeichne. Genau daher kommt auch die Erfahrung, dass das Zeichnen einer liegenden Acht nicht immer einen wirklich spürbaren Effekt bei mir hat.

Lateralitätsfragen sind beim Singen demnach ein wichtiges Mittel, um den Körper durchlässiger und somit auch das Zwerchfell flexibler zu machen. Dies wirkt sich unmittelbar auf den Stimmklang aus. Dabei ist nicht nur das Luftzeichnen einer liegenden Acht hilfreich, sondern alle Bewegungsformen und Übungen, die die Lateralität während des Singens im Körper wahrnehmbar machen und positiv beeinflussen können.

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