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Hundert Jahre Bürgergemeinde Frenkendorf


Vor hundert Jahren wurden nicht nur Chöre gegründet (Jubiläum der singstimmen baselland), sondern es war auch eine Zeit, in der sich Bewohnende von Gemeinden zusammengefunden haben, um das Leben vor Ort gemeinsam zu gestalten. Bürgergemeinden sind somit seit langer Zeit wichtige Einrichtungen, die oft Entwicklungsprozesse in Gemeinden begleiten und mitgestalten. Da viele Bürgergemeinden im Besitz von Ländern und Immobilien sind, verfügen sie oft über bemerkenswerte finanzielle Mittel. Einige grosse Bürgergemeinden des Kantons können sich sogar eine professionelle Geschäftsführung leisten.

Das Fest, das die Bürgergemeinde Frenkendorf am letzten Sonntag auf die Beine gestellt hatte, wurde jedoch vorwiegend von ehrenamtlichen Trägern organisiert. Im Dorfkern befand sich ein grosser Festplatz, auf dem Konzerte und andere Attraktionen für das gut gelaunte und versorgte Publikum geboten wurden.

Im Bereich hinter der Kirche war der Fokus eher auf die junge Bevölkerung ausgerichtet. Büchsenwerfen und Spielworkshops wurden angeboten und natürlich durften auch Ballone, Süssigkeiten und Eis nicht fehlen. Im Kirchgemeindehaus organisierte die Sekundarschule ein Café, in dem ab und zu musikalische Beiträge geboten wurden oder einfach gemütlich bei Kaffee und Kuchen geplaudert werden konnte. Die anwesenden Lehrpersonen und Klassen waren mit grossem Engagement dabei und stellten für das Fest einen bemerkenswerten Teil ihrer Freizeit zur Verfügung. Die Stimmung im Café war sehr friedlich.

Nun würde meiner Meinung nach zu einem hundertjährigen Jubiläum auch so etwas wie eine historische Sensibilisierung zur Geschichte der Gemeinde Frenkendorf gehören. Vielleicht habe ich es auch verpasst, aber zu diesem Thema habe ich trotz Jubiläum nicht so viel mitgekriegt. Wie hat sich die Gemeinde in den letzten hundert Jahren entwickelt? Wie steht sie heute da? Was sind die grossen Änderungen, die aufgekommen sind, und die Zukunft der Gemeinde prägen werden?

Als ich gerade im Café sitze, fällt mir ein Malheft in die Hände, das Hanspeter Stucki, Lehrer an der Sekundarschule, in aller Kürze anhand von Fotos sehr kurzfristig noch zusammengestellt hat. Darauf hat er einige sehr schöne Gebäudekomplexe von Frenkendorf als Ausmalbilder gestaltet. Das Bürger- und Kulturhaus gehören genauso dazu wie der historisch geschützte, sehr schöne Dorfkern um das Restaurant Schlüssel, oder neuere Gebäude wie der «Wilde Mann». Als ich das Heft ein erstes Mal in die Hand nehme, sehe ich Frenkendorf mit anderen Augen.

Auf dem Festgelände sprach uns vorher ein fremder Mann an und sagte: «Nehmt auch ein Bier, Feste sind zum Saufen da!» Wir und die Kinder wussten nicht recht, wie reagieren, und gingen einfach weiter. Ich fragte mich, wie das wohl vor hundert Jahren war; wahrscheinlich nicht viel anders.

Ich schaue mir mal kurz die Homepage der Bürgergemeinde an und stosse auf der Liste der Ehrenbürger auf einen alten Bekannten: Paul Sacher. Auch er war Einwohner von Frenkendorf und hat sich offensichtlich auch für die Bürgergemeinde engagiert. Das hätte mich jetzt wirklich interessiert. Wie sah diese Zusammenarbeit aus? Ich kenne Paul Sacher vor allem als Mäzen der Basler Hochkultur, der auf dem Schönenberg einen exklusiven Wohnsitz hatte. In welchem Bezug stand er zur Bürgergemeinde? Hat er sich wirklich auch für die Gemeinde eingesetzt, oder eher nur dort gewohnt und wenn ja, auf welche Art und Weise?

«Wie sieht dein Frenkendorf aus?", so lautet der Titel des Malhefts von Hanspeter Stucki. Welche Perspektiven und Visionen haben die Menschen? Wie sehen die Kinder ihr Dorf? Wann wird das Sekundarschulhaus endlich saniert? Wen interessiert das überhaupt in Frenkendorf? Wie wird das Dorfbild der Jugend vermittelt? Was sagen sie zu Frenkendorf? Werden sie in Frenkendorf bleiben oder eher wie viele andere als junge Erwachsene in Richtung Stadt ziehen? Wer lebt heute und in Zukunft in Frenkendorf? Wie werden sich das Zusammenleben und die gemeinsame Dorfkultur entwickeln?

Wie sieht das Frenkendorf aller Menschen der Zukunft aus? Seit Jahrhunderten haben Bürgergemeinden hier wesentlich mitgesprochen und mitgestaltet. In diesem Gestaltungswillen liegt ein riesiges Entwicklungspotential für die ganze Gemeinde. Prost!


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