Seit einigen Tagen kommt in unserem Garten regelmässig ein Rotschwänzchen zu Besuch. Es scheint einen interessanten Futterplatz bei uns gefunden zu haben. Gar nicht schreckhaft lässt es sich gerne für einige Zeit auf einem Zaun nieder und beobachtet das Geschehen. So bewusst wie in den letzten Tagen habe ich seit längerem keinen Vogel mehr wahrgenommen. Hat sich meine Wahrnehmung verändert? Schwierig zu sagen. Krass verändert hat sich jedoch unser Lebenswandel. Unser Aktionsradius bewegt sich seit zwei Wochen rund um unser Haus und seiner unmittelbaren Umgebung. Auf Grund des Fernunterrichts sitze ich pro Tag längere Zeit am Computer und versuche, auf möglichst vielfältige Weise den gymnasialen Musikunterricht aufrecht zu erhalten. Da Musik am Computer nicht für alle sehr sinnhaft ist, bemühe ich mich, die Aufgaben derart zu gestalten, dass die Schülerinnen und Schüler vermehrt auch zu Hause aktiv musizieren. Seither sind mir schon einige ganz schöne Beispiele zugänglich gemacht worden, die zeigen, , dass das Musizieren in den eigenen vier Wänden gerade in den jetzigen Zeiten durchaus gerne und häufig gepflegt wird.
Die Lehrerinnen unserer Kinder haben als Unterrichtsersatz ebenfalls ein vielfältiges Programm glücklicherweise fern von Computern zusammengestellt, das teilweise von der ganzen Familie wahrgenommen wird. So haben wir gestern mit Luftballons gespielt und Lieder aus dem Schulalltag gemeinsam gesungen. Natürlich vermisse ich den regulären Schulunterricht und auch die Chorarbeit. Aber wir sind wie viele andere als Familie derart auf uns selber zurückgeworfe, dass wir ohne Zweifel näher zusammenrücken. Dabei hat jeder und jede mal seine Krise aber im grossen ganzen bin ich erstaunt darüber, wie gut das familiäre System in dieser speziellen Situation doch funktioniert. Unser ältester Sohn möchte nun plötzlich selber kochen, der mittlere hat mit etwas Unterstützung endlich sein riesen Chaos in seinem Zimmer aufgeräumt und die kleinste lernt gerade, dass mit Trotzanfällen oft gar nichts erreicht werden kann und ist phasenweise voll mit dabei, bastelt, malt und summt Melodien während ihre Brüder die Schulaufgaben machen. Familienzeit ist angesagt und dies in einer Form und Intensität wie nie zuvor. Wir lernen beständig dazu und richten unser Zusammenleben vermehrt und so gut es geht nach den Bedürfnissen aller Familienmitglieder ein. Dies ist zwar mit viel Diskussionen und Konflikten verbunden, hat aber nach Meiner Wahrnehmung durchaus auch einen positiv entwickelnden Charakter. Jede Krise ist auch eine Chance. Mal schauen wie sich diese weiterentwickelt.......Jetzt hat sich das Rotschwänzchen gerade wieder auf den Zaun vor unserem Wohnzimmerfenster gesetzt und schaut interessiert zum Fenster hinein....
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