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Erster Schweizer Chorleitungspreis mit den Basler Madrigalisten

Die Schweizer Chorszene hat sich in jüngster Zeit stark weiterentwickelt. In mehreren Schweizer Städten sind unzählige, anspruchsvolle Ensembles entstanden, die mit viel Engagement über Jahre hinweg ihre Arbeit in hoher Qualität weiterentwickelt haben. Es wäre nicht angebracht, hier bestimmte Ensembles explizit zu erwähnen.

Im Gegensatz zur Orchesterleitung ist der Sprung in die professionelle Chorleitungsszene in der Schweiz bisher eher schwierig wenn nicht gar fast unmöglich gewesen. Das sogenannte «Glasdach» ist hier besonders hoch und ohne ausländische Referenzen haben es bisher nur wenig Schweizer Chorleitende und Chöre geschafft, sich aus der überschaubaren, professionellen Schweizer Chorszene heraus auch international zu etablieren. Andere Ensembles wie beispielsweise der Netherlands Kamerchoor sind bereits vor Jahren international wesentlich weitergekommen.

Nun hat Raphael Immoos, emeritierter Professor für Chorleitung aus Basel, mit dem 1. Schweizer Chorleitungspreis ein Projekt lanciert, das jungen Chorleitenden den Zugang zur professionellen Chorszene erleichtern soll. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als junger Chorleitungsstudent vor Jahren den Netherlands Kammerchor mit der bekannten Messe von Frank Martin dirigieren durfte. Ich fand es ehrlich gesagt alles andere als angenehm, vor hundert Zuschauenden mit diesem renommierten Ensemble zu proben und konnte daher damals mein Potential nicht ganz ausschöpfen.

Was mir jedoch in bleibender Erinnerung geblieben ist, ist die beeindruckende Persönlichkeit von Uwe Gronostay, der den Meisterkurs geleitet hat. Mit viel Ruhe und Umsicht hat er es geschafft, mich zu mir selber zu bringen und hat mit wenigen, entscheidenden Impulsen, meine Tätigkeit als Chorleiter bis heute nachhaltig mitgeprägt. Daher ist das Meisterkursmodell auch für mich bis heute ein sinnvolles Gefäss geblieben, Chorleitende in ihrer Entwicklung nachhaltig zu beeinflussen.

Was am Basler Meisterkurs besonders auffällt, ist die Literaturauswahl, die im Verhältnis zum heuten Megaweekend von Europa Cantat Schweiz völlig anders ausgerichtet ist. Mit Thüring Brähm, Frank Martin und anderen Beispielen stehen vor allem Komponierende auf dem Programm, die anspruchsvollere, zeitgenössische Chormusik schreiben oder geschrieben haben, und sich vor der sogenannten «Gebrauchsmusik», wie sie heute Abend am Megaweekend häufig zu hören sein wird, eher abgrenzen. Kürzlich ist bekannt geworden, wer den Meisterkurs besuchen kann. Es sind vier jüngere Frauen und ein Mann, die in der Szene schon recht präsent sind. Bleibt zu hoffen, dass Projekte wie der 1. Schweizer Chorleitungspreis die professionelle Schweizer Szene nachhaltig stärken können und dazu führen, dass das (professionelle) Schweizer Chorschaffen auch international mehr wahrgenommen wird. Schlusskonzert des Meisterkurses ist am 17. Februar 2024, um 19.00 im grossen Saal der Musikakademie Basel.

 

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