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Autorenbildjuergsiegrist

Erste coronale Konzertmomente



Gestern war ich seit längerer Zeit wieder aktiv und hörend an einem Konzert beteiligt.

Es war schwierig vorherzusagen, wie sich die neue Situation auf die Stimmung dieses Anlasses auswirken würde. Wie beeinflussen die Sicherheitskonzepte eine aktuelle Konzertsituation?

In den letzten Monaten konnte man viel über die Gefahr, die von den sogenannten Aerosolen ausgeht, lesen. Es sollen sich bis zu achtzig Prozent der Sängerinnen Sänger einer einzelnen Chorprobe trotz Sicherheitsabstand mit dem Virus angesteckt haben. Die Verunsicherung ist gross. Gleichzeitig weiss ich jedoch auch von Situationen, in denen sich trotz längerem sagen wir mal intensivem Kontakt in einem geschlossenen Raum keine einzige Person bei einem Virusträger angesteckt hat, der unwissend praktisch noch keine Symptome verspürt hat.

Wenn sich eines in der Coronokrise immer wieder von neuem zeigt, dann ist es die Tatsache, dass wir wenig bis gar nichts wissen. Unzählige Expertinnen und Experten geben im Fernsehen unterschiedlichste Einschätzungen und Prognosen ab, studieren Statistiken untersuchen und interpretieren, wissen dabei aber erstaunlich wenig.

Unter diesen Umständen zu planen, Entscheidungen zu treffen und möglichst reale Perspektiven zu erstellen, ist praktisch unmöglich. Ein Umstand der mich zur Zeit ziemlich herausfordert. Ich kann zwar planen, weiss dabei aber überhaupt nicht, ob sich diese Pläne wirklich auch umsetzen lassen; je längfristiger desto weniger...Ein Stundenplan für das nächste Schuljahr existiert bei uns noch noch nicht, zusätzlich ist völlig unklar, in welcher Form der Unterricht nach der Sommerpause fortgesetzt werden kann. Was geschieht mit bereits geplanten Konzerten? Welche Strategien machen Sinn? Wie sollen Chorproben mit Risikogruppen fortgesetzt werden? Was bedeutet die Coronakrise längerfristig für die ganze Kulturszene?

Auch hier gilt wieder: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Somit macht es Sinn, sich mehr auf das "hier und jetzt" zu konzentrieren. Es tut gut, alle Pläne und Fragen für einen Augenblick loszulassen, und nur im Moment zu sein. in der Musik oder beim aktiven Musizieren wird das erfahrungsgemäss sehr gut möglich.

Vor dem gestrigen Konzert wusste ich also noch nicht, ob es in der momentanen Krise möglich ist, das "hier und jetzt" einer Konzertsituation vollumfänglich wieder herzustellen. Zu stark war ich mit Fragen zu Risiken, Plänen und Schutzkonzepten beschäftigt. Kann trotz Sicherheitsabständen, Unterschriftenlisten und Tastaturdesinfektionen eine gute Konzertstimmung aufkommen?

Die Antwort ist schnell geschrieben: Ja, es kann (Yes, it can). Es war gestern wohltuend, nur den Moment musikalisch aktiv mitzuerleben und mitzugestalten; fern von allen coronalen Fragen. Das Virus war auch gestern da; aber nur als Teil einer Welt, die wir während des Konzerts mitgestaltet haben. Fragen wie "Hat sich jemand am Konzert angesteckt?" "Sind wir zu einem Hotspot geworden?" "Was ist nun, wenn...?" lösten sich zumindest für einen Augenblick in der scheinbaren Unendlichkeit musikalischer Klänge und Harmonien auf,



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