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Erinnerungen an "Es ist ein Ros entsprungen"

Es gibt Weihnachtslieder, die mich über Jahre hinweg begleitet haben und nicht mehr loslassen, auch wenn ich sie mehr als genug

gehört, gesungen und gespielt habe. Schon nur der Text von "Es ist ein Ros entprungen" verkörpert für mich eine Weihnachtsstimmung, die fern von Kommerz und Hektik ist. Natürlich kann man das Lied auch als abgedroschen, veraltet und langweilig empfinden. Es ist jedoch vermutlich sein Text, der Weihnachten als feines, zerbrechliches Phänomen darstellt und der legendäre Satz von Michael Prätorius, der dieses Lied so bekannt und schier unsterblich gemacht hat.

In meinem Leben bin ich diesem Lied immer wieder begegnet. Zum ersten Mal in Form einer Schallplatte der Wiener Sängerknaben, die meine Mutter an Weihnachten jeweils aufgelegt hat. Damals kannte ich Prätorius noch nicht und trotzdem hat mich der Klang des Lieds angesprochen. Später bin ich dem Lied im Film "in den Gängen" plötzlich wieder intensiver begegnet, in dem genau die Version der Wiener Sängerknaben aus meiner Kindheit zitiert wird. (https://www.siegristjuerg.net/post/chormusik-zum-1-advent-2020)

Als während der Coronazeit fast nicht mehr gesungen werden durfte, ist mir diese Version des Basler Ensembles "Voces Suaves" besonders aufgefallen, die mir damals vom Ensemble als Stream zugesandt worden war. Die Strophen sind teilweise solistisch und mit Laute besetzt und werden inklusive Verzierungen ausgesprochen farbig gesungen. Wenn die Laien damals schon nicht singen durften haben es wenigstens die Profis mit viel Aufwand und Einsatz doch noch geschafft. Die Aufnahme ist für mich ein Zeitzeugnis.

Im Jahre 1989 haben wir mit der Knabenkantorei Basel das Lied in einem warmen Sommer in der reformierten Kirche von Arlesheim für ein Weihnachtsalbum aufgenommen. Der Aufnahmeleiter war Harald Blobel, der auf dem Bruderholz ein Tonstudio besass, in dem damals auch Profis des Sinfonieorchesters Basel ein- und ausgingen. Im Jahre 2001 durfte ich im Baselbieter Heimatbuch No 23 zum Thema Klang einen Artikel über ihn veröffentlichen. Ich kann mich noch gut an die Räumlichkeiten seines Studios erinnern, das im Keller seines Hauses in unmittelbarer Nähe des Kantonsspitals war. Die Aufnahme von damals klingt so:

Nun haben auch andere Komponierende den schönen Satz dieses Lieds in neuen Formen verarbeitet. Eine Version von Jan Sandstrøm aus dem Jahre 1990 haben wir dieses Jahr mit dem Kammerchor des Gymnasiums Muttenz aufgeführt. Er bettete das Lied im Originalsatz von Prätorius in tonartliche, teilweise pentatonische Cluster ein, was ihm eine klanglich völlig andere Wirkung verleiht.

Aktuell kriegen wir es neuerdings auch hin, den Satz in der Familie vierstimmig zu singen. Unser ältester singt den Bass, ich Tenor meine Frau die Altstimme und die beiden Jüngeren die Melodie. Und so entdecke ich dieses einmalig schöne Weihnachtslied seit Jahrzehnten alle Jahre wieder von Neuem. Frohe Weihnachten!

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