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Carmina Burana: Fassung für Soli, Chor, Orgel und Schlagwerk

Aktualisiert: 8. Dez. 2023



Die Carmina Burana von Carl Orff sind eines der bekanntesten Werke der Musikgeschichte. Der Komponist hat darin mit einer sehr intensiven, wenn nicht gar plakativen Klangsprache mittelalterliche, weltliche Gedichte vertont, deren Originale unter anderem auch in der legendären Handschriftenbibliothek des Klosters St. Gallen zu finden sind. Die Texte nehmen viele Aspekte des mittelalterlichen Lebensgefühls auf. Das Schicksal nimmt dabei seinen unbeirrbaren Lauf, die Menschen spielen, feiern, lieben und festen dabei…

Im Original hat Orff das Werk für grossen Chor und Orchester geschrieben. Nun ist beim Bau des neuen Musiksaals in Basel auch in eine grosse, aufwendige neue Orgel investiert worden, die nun seit der Neueröffnung intensiv bespielt werden soll. Nach der Operngala im Rahmen der Basler Chornacht in Zusammenarbeit mit dem Orgelfestival findet das Konzert vom 11. November daher nun ebenfalls mit Orgel und Schlagwerk statt. Der junge Basler Kammerchor übernimmt den Hauptpart des Werks, bei etlichen Stücken kommen noch die Gymchöre Oberwil, Bäumlihof, Kirschgarten und Muttenz hinzu. Insgesamt werden an diesem Konzert über 200 junge Sängerinnen und Sänger auf der Bühne des grossen Musiksaals stehen.

Initiator des Projekts ist der junge Basler Kammerchor, der in jüngster Zeit mit vielen interessanten Konzertprojekten auf sich aufmerksam gemacht hat. Die Dimension des Projektes ist in dieser Konstellation neu und in ihrer Art einmalig. Gerade für die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wird ein Auftritt in einem der schönsten Konzertsäle der Region sicher ein prägendes Erlebnis sein. Die Aufführung findet in einer halbszenischen Variante, in der der Chor nicht nur in traditioneller Aufstellung auf der Bühne steht, statt.

Seit einigen Jahren machen Projekte mit Beteiligung regionaler Gymnasialchöre stärker auf sich aufmerksam. Durch jahrelange Zusammenarbeit in diversen Formen (Gymchormatinee am Ejcf, Educationprojekte mit dem Sinfonieorchester Basel) hat sich diese Szene punkto Präsenz in der Öffentlichkeit stärker hervorgetan und viele ehemalige Schülerinnen berichten auch lange nach der Gymnasialzeit von derartigen, intensiven Projekten.

Erfreulicherweise hat sich aus derartigen Bewegungen in Basel eine junge, nachfolgende Chorszene entwickelt, die in jüngster Zeit mehr von sich reden gemacht hat. Viele ehemalige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten singen denn auch später in Ensembles der jüngeren Generation weiter und bilden somit ein wichtiges Rückgrat für die Zukunft der regionalen Chorszene.

Die Stadt als kulturelles Zentrum ist für derartige Bewegung ein attraktiver Anziehungspunkt und es werden teilweise recht lange Anreisewege in Kauf genommen, um an derartigen Projekten in Basel teilhaben zu können. Für eher ländlich orientierte Chöre ist die Situation um einiges schwieriger geworden. Dort lässt sich eine zunehmende Überalterung feststellen, die dazu führt, dass immer mehr eher ländlich orientiere Chorgemeinschaften ihre Tätigkeit aufgeben müssen.

Ganz anders sieht es im Bereich Volk- und Popularmusik aus. Sowohl die Jodelszene als auch Ensembles im Bereich Jazz und Pop haben deutlich weniger mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Hier findet der Austausch unter den Generationen noch rege statt.

Für ländliche, dörflich orientierte Chöre bleibt somit keine andere Wahl als diesen Entwicklungen nachzugeben. Wer grosse, anspruchsvolle Werke singen möchte, wandert Richtung Stadt ab. In den Dorfgemeinschaften werden in Zukunft vermutlich nur Chöre einen Bestand haben, die niederschwellige, gut zugängliche Literatur mit Freude und gutem Netzwerk im Dorf pflegen. Doch wer macht in solchen Chören noch mit, wenn man bereits in jungen Jahren im Projekt «Carmina Burana» im grossen Musiksaal des Stadtcasinos aufgetreten ist?

Nichtsdestotrotz sind Projekte wie die Carmina Burana enorm wichtig. Sie ermöglichen jungen Menschen den aktiven Zugang zum klassischen Musikbetrieb, den sie später nicht vergessen und im besten Fall weiter pflegen werden. Vermutlich halt eher in der Stadt als auf dem Land….


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