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Autorenbildjuergsiegrist

Caprino 2020


Rund zwanzig Jahre ist es her, seit ich in Caprino am Luganersee alljährlich mit einigen Kolleginnen und Kollegen ein zweiwöchiges Jugendsinglager geleitet habe. Ursprünglich eher per Zufall als jugendlicher Teilnehmer eingestiegen hat mich dieses Projekt vom ersten Moment an derart fasziniert, dass ich dort bald nach Beginn des Musikstudiums selber Leitungsverantwortung übernommen habe. Nachdem ich mich vorher vor allem in der Knabenchorszene bewegt hatte, war dieses Jungendsinglager in den Neunzigerjahren für mich so etwas wie ein Aha-Erlebnis. Die Energie, der Klang und die Entwicklungsfähigkeiten eines gemischten Jugendchors mit jungen Stimmen ab sechzehn Jahren haben mich damals vom ersten Moment an fasziniert.

Das Leitungsteam setzte sich in der Ursprungsphase aus engagierten Musiklehrpersonen des Gymnasiums Liestal zusammen und stand unter dem Patronat der reformierten Jugend Baselland. Viele TeilnehmerInnen stammten denn auch aus dem Baselbiet und Oberbaselbiet. Während meine Kollegen in der Knabenkantorei damals teilweise über den Baselbieter Speckgürtel spotteten, erhielt ich plötzlich Zugang zu einer völlig anderen Szene. Ich sang aushilfsweise im Gymchor Liestal mit und erlebte, wie ein hoch inspirierender Jürg Wyttenbach mit uns und der Basler Sinfonietta ein Programm zu Musik von Charles Yves einstudierte, oder besuchte in Liestal eine Schulinszenierung von "Fiddler on the Roof".

Im selben Lager habe ich meine heutige Frau kennen und lieben gelernt, die selber Bürgerin von Liestal ist, und wir sind nach Studienjahren in Basel und Pratteln nach Füllinsdorf nahe bei Liestal gezogen, wo wir seit 2012 mit unseren drei Kindern leben.

Letzte Woche gingen wir mit der ganzen Familie nach zwanzig Jahren wieder an diesen für mich legendären Ort. Der Besuch war eher spontaner Natur, da wir privat die Möglichkeit hatten, einige Tage am Lago Maggiore zu verbringen. Wir hatten Glück, und die Hausbesitzerin war auch vor Ort und lud uns zu einem kurzen Umtrunk ein. Das Haus sah immer noch so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Laut der Hausbesitzerin, habe sich aber die Art der Gruppen in den letzten Jahren teilweise verändert. Neben sehr angenehmen tollen Lagern, gäbe es vermehrt auch Situationen, in denen sie vor allem nur noch laute Musik, mit Handys und Alkoholkonsum durchzechte Nächte der Jugendlichen beobachte. Zugegeben; unsere Nächte waren damals auch lang. Aber wir haben sie vor allem singend, spielend und schwatzend verbracht.

Das Caprinochorlager gibt es seit einigen Jahren nicht mehr. Nach unserer Generation haben wiederum jüngere ChorleiterInnen die Leitung übernommen, bis das Interesse derart zurückging, dass das Lager eingestellt werden musste. Die Folgen des Lagers sind für uns und unsere Familie jedoch bis heute prägend geblieben und machen das „Caprinosinglager" wahrscheinlich auch für viele andere bis heute unvergesslich wenn nicht gar legendär.






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