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Autorenbildjuergsiegrist

Antikörpertest


Seit dem ersten positiven Coronatest sind mittlerweile 4 Wochen vergangen. "Wenn ich das Virus wirklich hatte, sollten doch nun eigentlich In meinem Blut Antikörper nachweisbar sein, oder?", frage ich meinen Hausarzt am Telefon. "Ein Antikörpertest wird zur Zeit nicht empfohlen. Bei vielen leichten Verläufen sind später im Blut keine Antikörper nachweisbar." "Ich möchte mich jedoch trotzdem testen lassen." Immerhin besteht damit eine gewisse Chance, die Krankheit nachzuweisen."

Einige Tage später stehe ich in der Arztpraxis zur Blutentnahme. Ein kleiner Pieks und das Röhrchen ist gefüllt. Offensichtlich werden diese Tests noch nicht sehr häufig gemacht. Vieles wirkt bei den Praxisassistentinnen noch neu. Wenige Tage später liegt das Resultat vor. Es ist, wie häufig bei leichten Verläufen, negativ. Und wieder, wie so oft in dieser Geschichte stehe ich ratlos da. War der erste positive Test falsch? Haben wir alle vergebens zehn Tage in Isolation verbracht? Regelmässig kommen Bekannte zu mir und fragen: "Und, geht es dir besser?" Ich weiss dann jeweils gar nicht recht, was ich antworten soll, weil es mir gar nie wirklich schlecht ging. Fassen wir zusammen: Ich hatte wider Erwarten einen positiven Coronatest mit leichtem Schnupfen. Wirklich krank war ich nie. Dafür habe ich während und nach der Isolation viel Anteilnahme erfahren dürfen. Ein positiver Test ist ja schliesslich ein positiver Test. Und wer will denn schon an einem Resultat zweifeln, das zu 99% richtig ist.

Also habe ich mich mit dem Umstand abgefunden, dass ich mit dem Virus infiziert worden sein könnte. Der Antikörpertest lässt mich nun jedoch wieder schwer zweifeln. Müssten jetzt im Blut nicht Antikörper nachweisbar sein? Wie soll ich das Virus sonst bekämpft haben? Mit Salzinhalationen und Echinaforce?

Grundsätzlich muss ich davon ausgehen, dass es unzählige ähnliche Fälle wie mich gibt. Viele machen gemäss Empfehlung keinen Antikörpertest und gehen anschliessend davon aus, dass sie das Virus gehabt haben. Wie erscheinen die in den täglichen Statistiken? Könnte ich, falls ich überhaupt infiziert war, das Virus ein zweites Mal derart leicht bändigen? Bin oder war ich für diese Virusversion praktisch immun? Wenn ja, gilt das auch für Mutationen?

In gewisser Weise beginnt das Spiel also wieder von vorne. Ich ziehe wieder meine Maske an, gehe zur Arbeit und hoffe, dass wir weiterhin einen möglichst glimpflichen Weg durch diese Pandemie finden. Heute konnten erste ältere Familienangehörige geimpft werden. Bald werden hoffentlich weitere dazukommen. Wenn es gut läuft, komme auch ich zum Zug, bevor das Virus erneut zuschlagen kann. Eigentlich sind das keine schlechten Perspektiven.

Aber der Eindruck lässt sich nicht vermeiden. Wir stehen insgesamt dem Virus recht hilflos gegenüber. Damit man das jedoch nicht so merkt, testen wir, debattieren stundenlang in den Medien, legen ganze Teile des gesellschaftlichen Lebens lahm, konzipieren neue Gesetze, dokumentieren, forschen und veröffentlichen unzählige Statistiken, greifen uns an und wissen gegenseitig immer alles besser. Am Ende hilft wahrscheinlich nur eines; Aussitzen und Assimilation des Virus und hoffen, dass man nicht all zu stark davon in Mitleidenschaft gezogen wird.



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