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von Jürg Siegrist

Ich mag kein Halloween


"Ich mag kein Halloween". Das habe ich unlängst meinem ältesten Sohn erklärt, als er nach der Schule nach Hause kam und erzählte, dass all seine Kolleginnen und Kollegen in ein paar Tagen Halloween feiern würden. Die schaurigsten Geschichten würden rumerzählt von Killerclowns über Zombienächte bis mutwilligen Sachbeschädigungen randalierender Jugendbanden. Ich habe meinem Sohn zu erklären versucht, dass ich hinter diesem Brauch nicht so viel Sinn sehe, ihn selber bisher nie gefeiert habe und auch nicht unbedingt feiern möchte. Mehr Sinn sähe ich wenn schon in einem Fest zum Sommerende oder Winteranfang, an dem man sich auch mal Zeit nimmt, an die Verstorbenen zu denken. Zusätzlich sei ich eh nicht so Fan von einem zu stark ausgeprägten US-amerikanischen Kulturverhalten. Fürs Erste war das Thema somit für mich abgeschlossen. Für mich.....

Kurz darauf folgt der Tag „x“. Der Zufall will es, dass ich gerade an diesem Tag die Kinder zu Hause beaufsichtige; inklusive Begleitung zum Cellounterricht und Kinderchor.

Schon am Mittag verkündet mir mein Ältester, er komme heute nicht mit zum Cellounterricht. Es sei ja schliesslich Halloween und da müsse man nicht zum Unterricht gehen. Darauf folgt meinerseits eine mehr oder weniger vorbildliche Predigt über Verpflichtungen, Ausbildungskosten und Privilegien worauf mein Sohn so ziemlich austickt. Irgendwie schaffe ich es, die Sache wieder derart runterzukochen, dass er einigermassen ruhig wieder zur Schule gehen kann. Nach der Schule geht das Spiel weiter. Da ich meinen Sohn nur zu gut kenne, frage ich mich langsam wirklich, ob unter diesen Umständen an einen regulären Musikunterricht überhaupt noch zu denken ist und nehme mal vorsorglich Kontakt mit der Chorleiterin auf, die die Situation recht offen aufnimmt, da er an den letzten Proben immer anwesend war. Langsam gerate ich ins Straudeln....Abgemacht ist gar nichts, ich habe keine Ahnung, ob jetzt jemand aus unserem direkten Umfeld Halloween feiert (ich sicher nicht...) und rufe mal meine Frau an. Wir beschliessen, dass unser Sohn einer Kollegin anrufen darf und siehe da, fünf Minuten später haben unsere beiden Jungs eine spontane Einladung zu einer Halloweenparty ergattert. Schnell rein in die Kostüme und los gehts. Kurz vorher sehe ich noch, dass der Cellolehrer aus gesundheitlichen Gründen die Stunde eh absagen musste. Ein wirklich (un-)glücklicher Zufall.

Kaum sind die Jungs aus dem Haus, beginne ich mit meiner Tochter den Kürbis zu verwerten, den sie am Dienstag mit der Kinderbetreuerin ausgehöhlt hat und nun als Fratze vor der Haustür steht. Eine halbe Stunde später essen wir gemeinsam Kürbissuppe. Plötzlich klopft es an der Seitentüre. Vor der Tür steht mein frisch geschminkter Sohn mit seinen verkleideten Kolleginnen und Kollegen. Zuerst machen sie alle grosse Augen, dann sagt die verwegenste: "Süsses oder Saures" und es ergibt sich doch noch die Möglichkeit die x Kilos Täfeli, die wir seit der Fastnacht im Schrank verstecken, weiter zu verwerten. Die Kinder greifen hemmungslos zu. Also sie wieder aufbrechen sagt mein Sohn: "Und du magst kein Halloween???".....


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