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Jürg Siegrist

Cembalo, Laute und Gambe


Wir stecken gerade mitten im Schlussspurt unseres Opernprojekts "Dido und Aeneas". Wie immer bei solchen Projekten gilt es, in der Schlussphase unzählige kleinere und grössere Probleme zu lösen. So hat sich unser Cembalist beispielsweise unglücklicherweise das Schlüsselbein gebrochen und wir sind verzweifelt auf der Suche nach einem Ersatz.

Die Vermittlung alter Musik und deren Bedeutung ist eines der Grundanliegen des Projekts. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, welche Reaktionen das Cembalo bei unseren Schülerinnen und Schülern oder auch im Umfeld der Schule auslöst. Als wir kürzlich in einer Chorprobe das Instrument einsetzten, kam ein Schüler begeistert zu mir und fragte: "Was ist denn das für ein exotisches Instrument? Wissen Sie, ich mag solche exotischen Instrumente." Er schreibt gerade an ein einer Arbeit über das Didgeridoo.

Kürzlich mussten wir das Cembalo für eine Probe in der Kirche in ein Auto laden. Ich habe einige junge Männer, die gerade vor dem Schulhaus standen, gefragt, ob sie uns helfen könnten. Einer sagte: "Was ist denn ein Cembalo? Kommt das aus Afrika?" Er war dann ganz erstaunt darüber, mit welch grossem Tasteninstrument er es dann zu tun kriegte. Auch beim Ausladen wieder die gleiche Szene: Eine älterer Mann half uns und sagte: "Cembalo. Noch nie gesehen." Wenn man bedenkt, dass die Schola Cantorum in der Region Basel mehr oder weniger für alle gut erreichbar wäre, ist diese Unkenntnis doch etwas erstaunlich.

Kürzlich hat mir ein Kollege einen Flyer für ein Konzert der Absolventen der Schola Cantorum in die Hand gedrückt. Er hat sonst nicht viel mit alter Musik am Hut, ich war daher total überrascht und fragte ihn, wie er zu diesem Konzert komme. Er erklärte mir, dass er an einem Mittelalterfest mit Musikerinnen und Musikern dieses Vereins in Kontakt gekommen sei und nun solche Konzerte besuche. Ich finde, das ist doch eine spannende und auch tolle Geschichte.

Also für alle Interessierten: Am nächsten Wochenende werden an unseren Konzerten eine Laute, eine Gambe, eine Violone und ein Cembalo im Orchester zu hören sein. Falls wir denn noch einen Ersatzcembalisten finden. Diese Instrumente haben die Fähigkeit, uns in andere Klangwelten zu entführen. Immer wieder eine Neuentdeckung wert!

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