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von Jürg Siegrist

Dido und Aeneas oder die Macht des Schicksals


Wiederum steht unser alljährliches Chorlager kurz bevor. Ab Samstag wird der Gymchor Muttenz in Obergesteln im Obergoms seine alljährliche Intensivwoche starten. Auf dem Programm stehen Werke von Bob Chilcott, Palmeri und einmal mehr die Oper "Dido und Aeneas" von Henry Purcell. Vor rund zwanzig Jahren hat mit dieser Oper meine Geschichte als Musiklehrer am Gymnasium Muttenz begonnen als wir unter der Leitung von Christoph Huldi diese Oper ebenfalls in Obergesteln einstudiert und in Muttenz aufgeführt haben. Der Chor bestand damals aus rund dreissig Sängerinnen und Sängern und ergänzte das Schulorchester, das ursprünglich unter der Leitung von Christine Boog das Lager im Goms schon Jahre vorher regelmässig durchgeführt hatte.

Unter welchen Einflüssen stehen wir im Leben? Wer hält die Fäden in der Hand? Dies sind zentrale Fragen der weltbekannten Oper "Dido und Aeneas". Als Henry Purcell diese Oper für eine Londoner Mädchenschule geschrieben hatte, befand sich das Land in einer schwierigen Umbruchphase. Mary, die Tochter des damaligen Königs, riss gemeinsam mit ihrem Ehemann die Macht der Krone gewaltsam an sich. Dies mit der Unterstützung einer politischen Lobby, die den eher katholisch ausgerichteten König stürzen wollte. Queen Mary war kurze Zeit später auf Grund ihrer Wesenszüge in der Englischen Bevölkerung sehr beliebt und es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass Purcell für seine Oper damals ausgerechnet den Stoff "Dido und Aeneas" ausgesucht hatte.

Auch Dido ist in der Geschichte der Aeneis eine erfolgreiche, beliebte Königin, die nach dem Tode ihres Mannes um politischen Einfluss kämpfen muss und daher in einer Verbindung mit dem Fürsten Aeneas Vorteile für sich selber wittert. Sie ist es, die von Anfang an mit ihrem eigenen Schicksal ringt. im Stück wird sie als starke Figur mit grossen inneren Konflikten dargestellt, scheitert jedoch letztlich kläglich.

Schon zu Beginn der Oper ist das Schicksal besiegelt und die Protagonisten steuern unaufhaltsam auf ihre Bestimmung zu. Sollte diese ins Wanken geraten, zetteln die Götter kurzerhand eine Verschwörung an, um die Dinge wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

Innenpolitische Probleme zehren an den Kräften der englischen Königin Mary, die mit nur 32 Jahren stirbt. In der Oper scheidet auch Dido gegen Ende verzweifelt und resigniert aus dem Leben.

Zurückgeblieben ist ein Werk, das bis heute nichts von seiner Faszination eingebüsst hat. Auch wenn die Zeit der grossen Königinnen längst vorbei ist, sind wir auch heute oft nicht willensfrei sondern stehen unter Einfluss verschiedenster Machenschaften, die unser Leben und Verhalten zu lenken versuchen. Ich bin gespannt, ob wir unter der Regie von Barbara Schneebeli neue Umsetzungsformen dieser Fragen entwickeln und zeigen können. Aufführungen sind am 16. und 17. Februar in der katholischen Kirche von Muttenz.

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