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von Jürg Siegrist

Weihnachtliche Chormusik am Fernsehen


Alljährlich wiederholt sich das gleiche Spiel. Am Fernsehen sind unzählige Sendungen mit weihnachtlicher Musik zu hören und zu sehen. Auch wenn ich immer wieder mal in solche Sendungen reinschaue, können Sie mich leider nur selten überzeugen. Die Bilder wirken sehr schnell künstlich bis kitschig und auch klanglich kann ein Fernseher nur wenig mit Livemusik mithalten. Vielleicht müssten wir zu Hause mehr in unsere Soundanlage investieren. Ein wirkliches Livererlebnis lässt sich damit jedoch in keinem Fall ersetzen.

Auch heute Abend schaue ich wieder einmal in ein paar Weihnachtssendungen rein. Da ist eine feierliche Sendung aus dem Aachener Dom mit vielen bekannten Leuten der deutschen Musikszene. Als ich dazustosse, führt der deutsche Chordirigentenshootingstar Florian Helgath gerade das Halleluja aus dem Messias auf. Immer wieder schön aber auch nicht besonders originell. Anschliessend singt der Jugendchor des Aachener Doms das "Veni Emanuel" von Kodaly. Und da ist sie wieder; die Unfähigkeit des Mediums Fernsehen Chormusik a cappella adäquat darzustellen. Da Chormusik im Vergleich zu Orchestermusik oft hinten an stehen muss (wieviele professionelle Chöre gibt es in der Schweiz im Vergleich zu Orchestern?), zusätzlich problematisch. Das egentlich gut gesungene Stück wirkt starr und etwas verkrampft. Anschliessend ist wieder der Profichor unter Florian Helgath an der Reihe. Ich hoffe auf Steigerung und werde leider auch hier enttäuscht. Der Chor singt eine Choralmotette von Johannes Brahms. Die Soprane klingen unausgewogen, die Phrasierungen überzeugen nicht und wirken teilweise sogar etwas unsicher. Sobald das Orchester dazukommt, verbessert sich der klangliche Eindruck wieder und am Schluss bin ich beim Schlussgesang „Oh du Fröhliche“ wieder etwas versöhnt.

Es ist wiklich schwierig den Klang eines Chors auf einer Aufnahme gut abzubilden. Bei den limitierten Möglichkeiten des Fernsehens bei Chormusik a cappella fast ein Ding der Unmöglichkeit. Da war die alte Schallplatte der Wiener Sängerknaben, die wir zu Hause hatten, überzeugender.

Und was produziert das Schweizer Fernsehen dieses Jahr? Eine Sendung mit dem Kammerorchester Basel, eine mit dem Dresdner Kreuzchor, eine mit den Luzerner Sängerknaben (einmal mehr; wer lobbyiert hier derart erfolgreich?) und zum Schluss am 4. Advent noch Marius und die Jagdkappelle. Nach meiner Erfahrung dürften es die Chorbeiträge bei mir schwer haben. Kennt jemand gute Sendungen mit Chormusik a cappella, die auch klanglich überzeugen? Bitte um Mitteilung. Bis auf Weiteres werde ich es vorziehen, Chormusik live zu erleben. Kein Medium kein kann ein gutes Chorkonzert ersetzen! Zum Glück!

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