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Autorenbildjuergsiegrist

Schweizer Verlagswesen


Die Schweiz ist ein kleines Land. Demenentsprechend ist es auch schwierig, einen grossen Absatzmarkt für spezielle Produkte wie Chornoten zu finden. Der digitale Transfer trägt dazu bei, dass sich ein Notendruck immer weniger zu lohnen scheint. Selbst grosse Verlage wie Carus mussten vermutlich in den letzten Jahren im Bereich Notenverkauf empfindliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Verlage mit grossen Absatzmärkten wie die U.S.A., haben es hier deutlich einfacher. Ich vermute dass dies ein Grund ist, weshalb vermehrt Chorliteratur aus den U.S.A. nach Europa überschwappt (Whitacre, Runestad und Lauridsen lassen grüssen) während in Europa die Kreation neuer Chormusik, die sich wirklich etablieren kann, eher stagniert.

Bezogen auf die Schweiz, müsste das eigentlich heissen, dass man sich vermehrt zusammenraufen und

gemeinsame Projekte im Chorverlagswesen lancieren müsste, um neue Schweizer Chormusik stärker zu etablieren. Doch bisher ist in dieser Hinsicht nur wenig geschehen und Initiativen in diese Richtung versanden nicht selten im typisch schweizerischen "Kantönligeist".

Ich möchte diese These mit mehreren, persönlichen Erfahrungen belegen:

Vor einigen Jahren habe ich einen Basler Komponisten damit beauftragt, ein doppelchöriges Werk zu schreiben. Ich habe diese Uraufführung in ein typisches Doppelchorprogramm eingebaut und sie hat sich in dieser Funktion sehr bewährt. Für gewisse Zuhörerinnen war dieses Stück sogar der Höhepunkt des Konzerts. Nun hat die Zürcher Singakademie vor einigen Jahren genau dasselbe gemacht, und Werke für Doppelchor bei Komponisten in Auftrag gegeben. Ich habe mir erlaubt, ihnen damals das meiner Ansicht nach bewährte Werk schmackhaft zu machen. Leider ohne Erfolg. Was aus den anderen Uraufführungen geworden ist, weiss ich nicht. Nichts mehr gehört....

Mit dem Kanon "Dito" habe ich ein Lied geschrieben, das mit der Hilfe von Michael Gohl in ganz Europa aufgeführt und mehrfach publiziert wurde. Besonders irritierend war für mich die Erfahrung,

als ein Vertreter der Edition Peters mir ein Exemplar eines neuen Singbuchs mit meinem Kanon drin (ich wusste nicht einmal etwas davon....) verkaufen wollte, nachdem genau dieses Stück in der Martinskirche in Basel aufgeführt worden war.

Bei Schweizer Verlagen beobachte ich zudem oft das Verhalten. dass die Verleger am liebsten sich selbst oder ihre besten Kollegen publizieren. Eine eigentliche Auswahl oder ein Konzept für die Lancierung neuer Schweizer Chorliteratur existiert nicht.

Das ist meiner Meinung nach sehr schade, existieren doch in der Schweiz viele neuere Chorlieder, die

sehr wohl eine stärkere Verbreitung verdient hätten...

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